Interview mit René F. Müller AG zur Stadtlauf-Medaille 2025
Die diesjährige Medaille zeigt die Mittlere Brücke um 1902/03 – mitten in ihrer Umbauphase mit der sogenannten Notbrücke im Hintergrund. Das Sujet ist detailreich und geschichtlich bedeutsam. Wie sind Sie an die Umsetzung herangegangen – und wie schwierig war es, diese vielen feinen Elemente auf so kleinem Raum darzustellen?
Das Sujet haben wir bei der Anfertigung des Gipsreliefs in drei Bereiche/Kulissen eingeteilt. Es hat uns so geholfen, dass trotz der vielen Details und der geringen Reliefhöhe die räumliche Wirkung nicht verloren ging.
Zuerst haben wir den Hintergrund mit der Stadtkulisse und den Bäumen am Rheinufer modelliert.
Danach kam als zweiter Bereich die Notbrücke und der Fluss an die Reihe. Zuletzt wurde die vordere Brücke auf den markanten Holzpfeilern in ein Relief umgesetzt.
Können Sie uns einen Einblick geben, wie der Prozess von der ersten Idee bis zur fertigen Medaille abläuft? Wie entsteht ein solches kleines Kunstwerk konkret – von der Skizze über die Gipsmodell bis hin zum fertigen Stück?
Von der Skizze versuchen wir ein möglichst detailgetreues Reliefmodell zu erstellen. Damit uns dies auch gelingt, wird das Modell um ein Vielfaches (in der Regel etwa 4 mal) grösser modelliert als die eigentliche Medaille. So können die Details besser ausgearbeitet werden. Das fertige Modell (oder ein Foto davon) übergeben wir zur Überprüfung, da diese noch auf dem Gips problemlos abgeändert werden kann. Ist die Freigabe erfolgt, giessen wir davon ein Negativmodell aus Acrylharz. Dieses Negativmodell benötigen wir dann zur Herstellung des Prägewerkzeuges. Das Prägewerkzeug fertigen wir mittels Hilfe einer Kopierfräsmaschine an. Die Kopierfräsmaschine tastet das Negativmodell ab und fräst zeitgleich das Abgetastete in ein Stück Stahl in der eingestellten Grösse – Millimeter für Millimeter. Anschliessend wird der fertiggefräste Stahl noch gehärtet, damit diese den Druck von ca. 500 Tonnen aushalten kann. Ab dann sind wir dann bereit für die eigentliche Produktion.
Die Medaillen werden alle aus reinem Kupfer geprägt. Kupfer lässt sich hervorragend umformen, damit die Details schön zur Geltung kommen und ist dennoch hart genug, dass es sich von Hand verbiegen lässt. Das Kupfer schneiden wir möglichst genau auf die Grösse der Medaille aus zwei Gründen: Einerseits aus einem ökologischen Aspekt. Auch wenn wir Stanzabfälle sortenrein rezyklieren lassen, versuchen wir dennoch möglichst sparsam damit umzugehen und andererseits benötigt die Prägemaschine weniger Kraft um das Bild zu prägen, da es weniger Reibung gibt und es uns so besser gelingt bis ins tiefe Detail zu prägen. Nach der Prägung werden die Medaillen ausgestanzt und können entweder von da an versilbert oder vergoldet werden, das passiert bei einem Galvaniker, oder bleiben in Kupfer bei uns. Kupfer- und Silbermedaillen werden dann mittels Schwefelleber eingeschwärzt und dann einzeln von Hand an einer Bürstmaschine abgebürstet. Dies sorgt dafür, dass die Medaillen in der Tiefe weiterhin die Schwärzung haben und somit ein Tiefeneffekt zustande kommt. Danach werden die Medaillen mit Klarlack versiegelt und die Halsbänder montiert. Fertig ist die Medaille – made in Basel!
Ihre Firma hat eine lange Tradition im Bereich Plaketten- und Medaillenproduktion. Seit wann gibt es die René F. Müller AG – und vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell in Ihrem Handwerk?
Die René F. Müller AG gibt es schon seit 1920, damals als Einzelfirma durch Herrn Felix Müller gegründet. Mit mir ist die René F. Müller AG bereits in der 4. Generation. Nebst der Herausforderung, dass die Konkurrenz, oft aus Fernost, zu günstigeren Konditionen Medaillen anbietet und wir vor allem mit Qualität, Zuverlässigkeit und Flexibilität zu überzeugen versuchen, steht die Digitalisierung an. Wir optimieren fortlaufend unsere Prozesse in dem wir neue (computergestützte) Anfertigungstechniken ausprobieren, passen unsere Produktion entsprechend an und ergänzen unser Angebot, wo es sinnvoll erscheint. Aber auch der Fachkräftemangel ist derzeit bei uns ein präsentes Thema, da der Beruf des Graveurs leider einen schweren Stand hat.
Wie wichtig ist für Sie die Verbindung zu lokalen Anlässen wie dem Basler Stadtlauf – und was bedeutet es für Ihr Unternehmen, an einem solch traditionsreichen Event mitzuwirken?
Die Verbindung zu lokalen Anlässen ist für uns von grosser Bedeutung, egal ob im Sport, an der Fasnacht oder sonstige Anlässe und wir sind glücklich, dass unsere Arbeit viel Freude bereitet. Wir fühlen uns sehr mit der Region Basel verbunden und freuen uns, wenn wir mit unserem Handwerk mitwirken dürfen, so wie bei den Medaillen für den Basler Stadtlauf. Für meine Mitarbeiter und mich gehören die Produktion der Medaillen zum Jahres-Highlight. Angefangen beim Modellieren des Motivs, welche oft mit Finessen versehen sind bis zur fertigen Verpackung, welche auch mal einigen Abendstunden in Anspruch nehmen – der Basler Stadtlauf ist bei der René F. Müller AG eine Herzensangelegenheit und es erfüllt uns mit Stolz, Teil dieses traditionsreichen Event sein zu dürfen.
Gibt es ein Detail oder einen Aspekt an der Medaille, der Ihnen persönlich besonders gut gefällt?
Mir gefällt, dass auf der Medaille sowohl die Mittlere Brücke wie auch die Behelfsbrücke abgebildet sind und somit ein Stück die Geschichte der Brücke zeigt, welche vielleicht Viele gar nicht kennen. Auch gefällt mir sehr, dass wir die Brücken aus dieser Perspektive haben, da sie so am besten zur Geltung kommen, aber so auch sehr herausfordernd zu modellieren sind, speziell wenn man bedenkt, dass wir nur ein altes schwarzweiss Foto haben ohne die Möglichkeit, die Brücken mit den eigenen Augen vor Ort anzuschauen. Das Ergebnis schlussendlich auf der Medaille zu sehen ist auch für uns überwältigend!
Was möchten Sie den Läuferinnen und Läufern mit auf den Weg geben, die am 22. November im Ziel ihre Medaille in Empfang nehmen?
Die Medaillen des Basler Stadtlaufs sind mehr als nur eine Auszeichnung für die grossartige Leistungen, welche die Läuferinnen und Läufer an den Tag legen. Sie erzählen Basler Geschichten und schaffen auch schöne Erinnerungen, welche die Vorfreude auf den nächsten Basler Stadtlauf wieder steigen lässt.